Ich befinde mich nun in einem Alter in welchem alle um mich herum Kinder
zeugen. Manchmal kommt es mir vor als wäre eine Art Epidemie ausgebrochen.
Sie fing ganz schüchtern bei entfernten Verwandten an, schwappte
anschliessend langsam zu Cousins und Cousinen rüber, um dann innerhalb
von ein paar Jahren ihren Zenit bei bekannten und Freunden zu finden.
Versteht mich nicht falsch, ich mag Kinder und bin fest davon überzeugt
dass unsere Welt Kinder braucht um das gerade zu biegen was unsere
Vorfahren und wir verbockt haben und um ein Leben des Miteinanders zu
führen zu dürfen.
Doch irgendwie erkenne ich bei der Frage nach dem Grund des
Kinderwunsches immer einen gewissen Egoismus. Die meisten Menschen
erhoffen sich durch die Zeugung eines Kindes ein glücklicheres oder
schöneres Leben und merken dabei nicht,
dass damit auf dem Kind schon ein enormer Erwartungsdruck lastet, bevor
es überhaupt das Licht der Welt erblickt hat. Aber es ist natürlich sehr
einfach und in der heutigen Gesellschaft verbretet, die Verantwortung für
sein eigenes Glück abzutreten.
Was ich damit sagen will ist folgendes: Wenn Ihr jetzt nicht glücklich
seid, verspreche ich Euch dass ein Kind rein gar nichts daran ändern
wird. Das Gegenteil wird nämlich eintreten. Nachdem ihr merkt dass ihr
nicht wirklich glücklicher seid, mutiert die Erziehung des Kindes zur
Pflichtaufgabe, für alles was Ihr für das Kind macht werdet ihr früher
oder später Dankbartkeit erwarten. Doch das dürft ihr nicht. Die einzige Person,
welche in dieser Konstellation Erwartungen haben darf ist das Kind und ihr seid
da um diese zu erfüllen. Dafür habt ihr Euch nämlich entschieden als ihr das Kind
gezeugt habt.
Kinder sollte man nur in die Welt setzen, wenn man für das Kind da sein
will, wenn man will dass sich das Kind so entfalten darf wie es für das
Kind stimmt und wenn man Liebe und Verständnis im Übermass zu
verschenken hat. Alles andere wird sich früher oder später zum Nachteil
für Kinder und Eltern drehen. Kinder möchten von den Eltern begleitet
werden und nicht erzogen, man sollte den Kindern vertrauen und sie
unterstützen wenn sie ihren eigenen Weg gehen möchten. Niemand mag
Klugscheisser… auch Kinder nicht.
Und merkt Euch bitte eines: Begründungen wie „das wirst du verstehen
wenn du selber Kinder hast“, „weil wir deine Eltern sind“ oder „solange
du nicht selber für deinen Unterhalt sorgen kannst…“ sind einfach nur
Zeichen dafür dass ihr selber nicht versteht was ihr gerade fordert und dass ihr
mit der Situation überfordert seid.
Macht die Lauscher auf wenn die Kinder sprechen und lernt wieder die
Welt mit ihren Augen zu sehen, diese ist nämlich viel schöner,
einfacher und vorallem ehrlicher als die unsere. Erklärt Ihnen wie das
Leben funktioniert und macht ihnen Bewusst dass sie die wichtigsten
Personen in ihrem Leben sind und sonst niemand anderes… auch ihr nicht.
Und wenn die Kinder dann erwachsen sind, ihr eigenes Leben führen
möchten und Euch nicht mehr brauchen dann solltet ihr nicht traurig oder sogar
enttäuscht sein, sondern stolz und glücklich darüber dass ihr alles richtig gemacht habt weil
Eure Kinder nun selbstständig sind und ihr Leben so leben wollen wie es für sie stimmt.