Er ist zwar nicht mehr so Salonfähig wie auch schon, doch gehört der
erzieherische Klapps immer noch zu den elterlichen Massnahmen um dem Kind die Grenzen
aufzuzeigen. Selbst ich durfte öfters in den Genuss von einem technisch sauber
ausgeführten backhand-topspinn-Schlag kommen, bei welchem sogar King Roger neidisch
würde. Diesen konnte meine Mutter in einer erstaunlichen Genauigkeit ausführen. Die
Genauigkeit bestand aber nicht im Zielen und Treffen, sondern eher in der Schlagkraft.
Der Schlag war zu schwach dass ich mir das Heulen zugestanden hätte, doch stark genug dass
ich gegen die Tränen ankämpfen musste.
Mittlerweile bin ich Erwachsen und die Grenzen werden mir nicht mehr mit der Rückhand
aufgezeigt und ich frage mich wesshalb. Ich verhalte mich bei weitem nicht so wie es
meine Eltern von mir erwarten, genauer gesagt entsprach mein kindliches Verhalten eher
den Erwartungen meiner Eltern, doch wurden diese Klappse mit dem älter werden immer seltener.
Der einzige Unterschied ist den ich erkennen kann ist folgender: Als erwachsene Person
steht mir eine ganze Palette von Reaktionen zur Verfügung mit welchen ich dem Ganzen die
Stirn bieten kann. Jetzt kann ich zurückschlagen, wütend werden, den Kontakt abbrechen,
Sie fragen ob Sie bescheuert ist und vorallem verstehen was richtig und was falsch ist.
Dies scheint mir der einzige Grund zu sein wesshalb Kinder geschlagen werden und
Erwachsene nicht. Wenn man einer erwachsenen Person einen Ohrfeige gibt, muss man wohl oder
übel mit einer Reaktion rechnen, also lässt man es lieber sein.
Ein Kind verfügt leider nicht über diese Möglichkeiten. Ein Kind wird die eigenen Eltern immer
lieben und zwar nicht weil die Eltern über exorbitante pädagogische Fähigkeiten verfügen,
sondern einfach weil das Kind die Eltern zum überleben braucht. Das Kind wird alles
stillschweigend akzeptieren weil es einfach keine andere Möglichkeit hat. Leider führt dies dazu,
dass sich die Eltern, durch diese kompromisslose Liebe, in Ihrem Tun bestätigt fühlen.
Wie Ben Parker schon zu seinem Neffen sagte: „Mit grosser Macht, kommt grosse
Verantwortung“ und genau dieser Macht sollte man sich als Eltern Bewusst sein.